Apg 13,48 „Als aber die aus den Nationen es hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn und glaubten, so viele ihrer [Luther: „alle die“] zum ewigen Leben verordnet waren.“

Elberfelder 1905

 

Apostelgeschichte

 

Apg 13,48 Als aber die aus den Nationen es hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und es glaubten, so viele ihrer zum ewigen Leben verordnet waren.

Apg 2,47; Röm 8,30; Eph 1,4-5; 2. Thes 2,13-14

A)     Zur Übersetzung

Satz Teile:

1)      TEIL I: „Als aber die aus den Nationen es hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn und glaubten“

  1. ‚ABER die aus den Nationen’ zeigt den Gegensatz zu den Juden, die hörten und nicht glaubten (v.46).
  2. ‚Freuen’ und ‚verherrlichen’ im Imperfekt, zeigt nicht eine punktuellen, sondern eine andauernde Zustand, als Reaktion auf das Gehörte.
  3. ‚glaubten’ steht in manchen Übersetzungen nach einem Strichpunkt. Das zweifache ‚und’ zeigt jedoch an, dass sich „freuen – verherrlichen – glauben“ an das Hören des Wortes Gottes anschließt (Parataxe).

     

2)      TEIL II: „so viele ihrer zum ewigen Leben verordnet/bestimmt/gesetzt waren“

  1. Der Nebensatz ist eine Ergänzung zum vorangehenden Subjekt „sie“, d.h. die Glaubenden, werden dadurch genauer charakterisiert.
  2. Hier steht kein kausaler Nebensatz, der den Grund des Glaubens angibt, etwa „sie glaubten, WEIL....“

A) Wer sind die „zum ewigen Leben bestimmten“

‚So viele’ (griech.:’osoi’) (siehe Unten)  ist mit einem mathematischen Gleichheitszeichen vergleichbar.
Auf der linken Seite davon steht das selbe wie auf der rechten. Dadurch wird das vorherige Subjekt (die, die glauben)
und der nachfolgende Satzteil gleichgesetzt, d.h. die Gruppe der Gläubigen sind exakt die gleichen Personen,
die zum ewigen Leben bestimmt sind/waren, einhergehend mit der Bedeutung, dass alle die glauben, das ewige Leben haben werden.

B) Zeitlicher Zusammenhang:  Glauben - Bestimmung – ewiges Leben

Das ewige Leben ist im NT stets mit einem gegenwärtigen und einem zukünftigem Aspekt verbunden:
Die heute Glaubenden, werden zu einem zukünftigen Zeitpunkt das ewige Leben in der Herrlichkeit empfangen.
Die Garantie dafür haben sie bereits schon jetzt (=Heilssicherheit), weil sie dazu gesetzt bzw. bestimmt sind, z.B. Joh 6,40
dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.

Jeder Gläubige HAT (=Gegenwart) ewiges Leben und WIRD(=Zukunft dazu am letzten Tag auferweckt).

Die Frage ist nun WANN sie zum ewigen Leben gesetzt werden.
Dies ist nicht einfach zu beantworten, da die Person nicht genannt wird, die diese Setzung zum ewigen Leben vorgenommen hat.
Es gib für die grammatikalische Form zwei Möglichkeiten des Verständnis:

(a) „Gesetzt/ dazu bestimmt“ in reflexiver Form (Die Gläubigen haben sich selber gesetzt/ dazu bestimmt, etwa indem sie gläubig wurden).

Das Zeitverhältnis würde dann auf die damalige Gegenwart zeigen, nämlich auf den Zeitpunkt, an dem die Betreffenden an das Evangelium geglaubt haben. Bei diesem Verständnis käme die menschlich Verantwortung durch ihre persönliche Entscheidung für Christus stark zum Ausdruck.

(b) ‚Gesetzt’ in passiver Form (Die Gläubigen wurden von Gott zum ewigen Leben gesetzt/bestimmt/verordnet):

(1) Vor Grundlegung der Welt

Diejenigen die an Jesus Christus glauben, sind von Anfang an von Gott dazu bestimmt, das ewige Leben zu erreichen.
Die Menschen die im Zeitalter der Gemeinde zum Glauben kommen werden, sind bereits aufgrund der ewigen Pläne Gottes dazu bestimmt die Herrlichkeit bei Gott zu erlangen.
Die entsprechende Übersetzung würde dann lauten „es glaubten diejenigen, die zum ewigen Leben bestimmt WAREN“
Diese Deutung würde die Perspektive Gottes betonen, etwa in der Art, dass die Gläubigen (Eph 1,11) vorherbestimmt sind zum Erhalt des Erbes im Himmel.

(2) Zum Zeitpunkt des Gläubigwerdens der Betreffenden 

Aufgrund der Tatsache, dass die Menschen an seinen Sohn glauben, sind diese Personen in Folge dessen von Gott dazu bestimmt, die Herrlichkeit (ewiges Leben) zu erlangen.
Dies ist grammatikalisch möglich, da durch die Syntax keine Vor-/bzw. Nachzeitigkeit angegeben wird.

Eine entsprechende Übersetzung wäre dann „es glaubten all diejenigen, die zum ewigen Leben bestimmt SIND“. 
Hierbei wird die menschliche Perspektive im Verhältnis zum Erreichen des ewigen Lebens betont.

B)     Grund der Ablehnung der calvinistischen blasphemischen Exegese

Apg 13,48 behandelt nicht die Frage, warum die Ungläubigen durch die Verkündigung gläubig werden, d.h. warum sie die Wiedergeburt erfahren (etwa weil sie vor Grundlegung der Welt dazu vorherbestimmt worden sind).

Eine aufschlussreiche Passage über Ungläubigen (Juden) findet sich in den vorherigen Versen. Diese hielten sich selbst nicht des ewigen Lebens für würdig. Es ist also deren Verantwortung, nicht an das verkündete Wort Gottes geglaubt zu haben. Ein vorweltlicher Beschluss Gottes zu ihrer Verwerfung ist keinesfalls irgendwo ausgesagt. Nachdem die Angesprochenen das Evangelium durch Unglauben zurückgewiesen haben, wendet sich dieses an die Heiden. 

►    Apg 13,48 behandelt NICHT die Frage, warum Ungläubige zum Glauben kommen. Wäre dies das Thema im Vers, müsste er etwa folgendermaßen lauten „die Ungläubigen, die zum Glauben gekommen sind, erlangten deswegen die Wiedergeburt, weil sie – trotz ihres Zustand ihres damaligen Unglaubens - von Gott dazu vorherbestimmt und auserwählt waren“.

►►   Die calvinistische Deutung bezieht sich auf die Vorherbestimmung zur Wiedergeburt als eines erreichten Zustandes der damaligen Gegenwart in Bezug auf eine hypothetische vorherige Phase des Unglaubens. Diese Verbindung zwischen der die Bestimmung Gottes stehen würde ist im Text jedoch NIRGENDWO enthalten. Der erwähnte erste Pol ist jedoch der bereits eingetretene Zustand des Glaubens. Daran knüpft die Bestimmung an, die auf den zweite Pol - das ewige Leben – gerichtet ist.

►►►    Die calvinistische Deutung wird daher aufgrund des unzutreffenden Bezuges auf die Personen und die Zeit abgelehnt.

 

C) Schlussfolgerung

Aufgrund Eph 1,11 sehen wir, dass Gott die Gläubigen vor Grundlegung der Welt dazu bestimmt hat, das ewige Leben bei ihm zu erhalten. Dazu hat er sie in seinem ewigen Ratschluss bestimmt.

 

Apg 13,48 behandelt die Frage warum Gläubige – im Gegensatz zu denen die sich dafür nicht würdig halten - das ewige Leben erlangen werden. Weil sie von Gott dazu bestimmt worden sind.

Gleicher Sachverhalt findet sich in 1.Thess 5,9 „Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus“

In Apg 13,48  behandelt im Kontext den Zusammenhang: Die Gläubigen und das ewige Leben, bzw. die Abfolge:
Evangelium hören –
daran glauben -
mit der Konsequenz die Bestimmung des zukünftigen ewigen Lebens zu erlangen.

Dieser Abschnitt steht im deutlichen Kontrast zum vorangehenden:

Evangelium hören – NICHT daran glauben - mit der Konsequenz das ewige Leben NICHT zu erlangen bzw. sich selber dafür unwürdig halten (Ungläubige Juden).

Zusammenfassend kann man behaupten,  Apg 13,48 zeigt im praktischen Missionsgeschehen, den Ablauf, den auch Joh 5,24:

„Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.“

1)       Gottes Wort hören
2)       und daran glauben, bewirkt den
3)       Übergang vom Tod zum Leben, d.h. ewiges Leben statt Gericht

D)     Fazit

(a)       Thematik, die in der Textstelle Apg 13,48 NICHT behandelt wird

Warum Ungläubige zum Glauben kommen (etwa durch Vorherbestimmung). Die Bestimmung [Gottes] steht hier nicht zwischen dem Zustand des Ungläubigseins und Gläubigwerdens.
Verheißungen Gottes beziehen sich NIE auf den Zustand des Unglauben.

(b)       Thematik, DIE behandelt wird

Lukas beschreibt u.a. zunächst den Dreiklang der Verkündigung von Gottes Wort, dem Hören und Glauben. Im weiteren werden die Gläubigen als die beschrieben, die [von Gott] zum ewigen Leben bestimmt sind.

Die Bestimmung zum ewigen Leben steht zwischen der Gegenwart des Gläubig-gewordenen und deren Zukunft und gibt insofern den Gedanken von Eph 1,11 wieder
„Und in ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, die wir vorherbestimmt waren nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt“.
Hier sind wiederum gegenwärtig Gläubige angesprochen, die durch Glauben im Besitz des Heils sind und durch Gottes Ratschluss zum Erbe im Himmel bestimmt sind.


"""Grammatik:↓↓↓

Eine Hauptsatzreihe (auch kurz Satzreihe) ist in der Grammatik ein Typ von zusammengesetztem Satz, bei dem gleichberechtigt angeordnete Hauptsätze aufeinander folgen. Die Verbindung ist also das Produkt einer Nebenordnung oder Parataxe von Teilsätzen. Jeder Teilsatz der Reihe könnte auch für sich allein stehen und hat die vollständige Gliederung in Vorfeld, Satzklammer und Mittelfeld wie jeder Hauptsatz (siehe Feldermodell des deutschen Satzes).

Konjunktionen (Bindewörter), die die Hauptsätze miteinander verbinden, fallen in die Untergruppe der „nebenordnenden Konjunktionen“. Sie stehen, anders als unterordnende Konjunktionen, außerhalb des Kernsatzes (d. h. noch vor dem Vorfeld).

Die Satzreihe kann einen Übergangsbereich zwischen Satz und Text darstellen. Es gibt oft alternative Möglichkeiten, die Abfolge durch Satzzeichen zu gliedern. Sind Hauptsätze durch „und“ oder „oder“ verknüpft, setzt man in der Regel kein Kommakann es aber einsetzen, um die Syntax zu verdeutlichen (Kommaregeln der deutschen Sprache (Stand von 2006)#Konjunktionen). Ein Punkt zwischen denselben Sätzen, wodurch sich rein formal ein Text aus mehreren Sätzen ergäbe, ist oft auch möglich. Entsprechend ergeben sich in der Aussprache feine Unterschiede im Intonationsverlauf. Beispiel:[1]

So haben wir es geplant und so haben wir es auch ausgeführt.
So haben wir es geplant, und so haben wir es auch ausgeführt.
So haben wir es geplant. Und so haben wir es auch ausgeführt.

Oder auch ohne Verwendung von Konjunktionen (asyndetisch):

So haben wir es geplant, so haben wir es ausgeführt.
So haben wir es geplant. So haben wir es ausgeführt."""

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  1. Die Parataxe (altgriechisch παράταξις parátaxis „Beiordnung, Nebenordnung, Koordination“) ist in der Grammatik die gleichrangige Aneinanderreihung von Sätzen oder, in einem weiteren Sinn, auch eine gleichrangige Reihung von Wortgruppen allgemein.[1] Das Gegenteil der Parataxe ist die Hypotaxe, die Unterordnung eines Nebensatzes. Eine Zwischenform zwischen beiden ist die asymmetrische Koordination.

    Ein zusammengesetzter Satz, dessen Teilsätze Hauptsätze in parataktischer Beziehung sind, heisst in der deutschen Grammatik Hauptsatzreihe. Die Bezeichnung Parataxe wird ebenfalls nicht nur für das Verfahren der Verknüpfung von zwei Hauptsätzen, sondern auch für das Resultat, die Hauptsatzreihe selbst, verwendet.

    Von Parataxe ist sowohl in der Grammatik bei der Klassifizierung grammatischer Strukturen die Rede, als auch in der Literaturwissenschaft bei der Charakterisierung eines Stilmerkmals von ganzen Texten. Obwohl der Begriff „parataktischer Stil“ für letzteres auf dem grammatischen Begriff fußt, sind die zugrunde gelegten Begriffe von Parataxe nicht vollständig deckungsgleich.

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    ‚So viele’ (griech.:’osoi’) ὅσος (hosos) : wie groß, wie weit, wie lang, wie viel 
    οσος, η, ον hósos

    Übersetzung: wie groß, wie weit, wie lang, wie viel
    Anzahl: 110
    Grammatik: PronAdv
    Herkunft: Reduplikation von G3739 ος, η, ο hós, hé, hó welcher,-e,-es; Korrelativpron. zu G5118
    Kautz

    Bedeutung
    * so(...) wie...
    * von d. Ausdehnung d. Raumes oder d. Zeit, von d. Menge, d. Grad oder d. Maß: so groß als; so weit als; so lang als; so viel als; wie groß, weit oder lang; wie viel; um so mehr, soviel, in d. Maß. Mt 9,15; Mk 2,19; Röm 7,1; Gal 4,1; Hebr 3,3; 10,37; Offb 18,7; 21,16; uva.
    * alle die...
    * von d. Anzahl oder d. Menge: alles was (auch immer)...; Mt 14,36; 22,9; Mk 3,10; Apg 10,45; Joh 11,22; Röm 8,14; 2Tim 1,18; uva.
    * mit (α)παντες : alles, was auch immer...; alle welche. Hi 1,12; Mt 13,46; 18,25; 28,20; Lk 4,40; Joh 10,8; Apg 3,24; 5,36; ua.

     



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